Die meiner liebsten Heimverwaltungssoftware Senso zugrunde liegende Datenbanksoftware ist Oracle Forms. Es ist also nicht ausschließlich Sensos Schuld, dass seine GUI so aussieht, als wäre sie 1992 aus dem 3,5″-Laufwerk gefallen und seitdem in ollen Windows-3.11-Fenstern verstaubt. Als Oracle Forms Anfang der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts entwickelt wurde, war die seit Windows Vista mögliche Verbesserung der Lesbarkeit durch eine Skalierung der Bildschirmdarstellung mittels %windir%\system32\DpiScaling.exe höchst spekulative Science Fiction. Man war ja schon froh, wenn Rechner mehr als zwei Farben gleichzeitig darstellen konnten. In heutigen Infrastrukturen kollidieren diese Welten jedoch immer mal wieder,Weil Kollisionen ja so viel Spaß machen, läuft ja gerade die Umstellung auf das sagenumwobene Senso7, welches eine Java-Applikation sein wird. und davon handelt dieser Text.

Da ich weiß, dass mancher Leser sich über die Eingabe von kryptischen Fehlermeldungen hierher verirrt, könnte ich jetzt eine solche kryptische Fehlermeldung einbauen, mit der sich die Fehlersuche auf das oben beschriebene Problem eingrenzen ließe. Das funktioniert jedoch leider nicht. Denn Senso spuckt im oben beschriebenen Fall keinen Fehler aus, sondern verhält sich einfach nur befremdlich.Im Sinne von: noch befremdlicher als ohnehin schon. Zum Beispiel ist es bei einer blutzuckerabhängigen Insulindosierung nicht möglich, in der gewohnten Blutzuckertabelle den gemessenen Wert einzugeben, um die Dosierung automatisch berechnen zu lassen.

In unserem Betrieb fiel bei dieser Maske das Fehlverhalten erstmals auf, doch die Hotline konnte den Fehler nicht reproduzieren. Es musste also ein lokales Problem sein. Zunächst vermuteten wir eine benutzerbezogene Fehlkonfiguration in Senso. Doch an anderen Rechnern konnten die gleichen Benutzerinnen nochmal arbeiten. Nach einigen Tagen waren jedoch alle PCs des gleichen Wohnbereichs betroffen. Auch ein Zurücksetzen des Profils half nicht, weil das Verhalten kurze Zeit später wieder auftrat.

Wir konnten aber dabei die Ursache für die „Kompromittierung“ des Profils ausmachen: Das Problem mit der BZ-Tabelle hängt mit der Anzeige von Windows zusammen. Wenn diese auf „Mittel (125%)“ oder „Größer (150%)“ gestellt wird, funktioniert die Tabelle in Senso nicht einwandfrei. Stellt man die Darstellung auf „Kleiner (100%)“, funktioniert die Maske wieder. Grund war eine findige Mitarbeiterin, die ihre Sehschwäche dadurch kompensieren wollte, dass sie die ihr bekannte Windows-Funktion selbst an den Rechnern, an denen sie arbeitete, einstellte. Damals wurde noch ein serverseitig gespeichertes Benutzerprofil verwendet, was dafür sorgte, dass Benutzereinstellungen wie die Lesbarkeitsverbesserung gespeichert und beim nächsten Start des Benutzers auch auf andere Rechner propagiert wurden.

Die Lesbarkeit auf dem Bildschirm erleichtern
Lesbarkeit erleichtern

Die Probleme mit der Darstellung treten übrigens auch bei weiteren Masken in Senso auf, und diese Liste ist bestimmt nicht vollständig: Sowohl in der Maske „Med. Diagnosen“ (im Register „Diagnosen“) als auch in der Wunddokumentation (im Register „Wunden“) sind keine Neueinträge möglich. Bei den Diagnosen erscheint nur ein leeres Textfeld, in der Wundmaske ist keine Wundart auswählbar, so dass der Eintrag nicht vollständig bearbeitet werden kann. Ein weiteres Problem tritt auf, wenn in Senso die Mappe geöffnet wird, kann man die Liste zur Auswahl des gewünschten Bewohners öffnen, aber leider nichts schreiben. Bei all diesen Phänomenen handelt es sich nicht um ein Windows- oder Netzwerkprobleme, sondern um einen Bug in der Programmierung dieser Masken, die nicht kompatibel mit dem DPI-Scaling von Windows 7 sind.

Das ist insb. deswegen schlecht, weil diese Darstellungen von Benutzern mit weniger guten Augen genutzt werden, denen die kleinste Darstellung zu anstrengend ist. Im Sinne des Arbeitsschutzes ist die optimale Darstellung bei Bildschirmarbeiten anzupassen, um Gesundheitsrisiken vorzubeugen. Dies wird durch eine Fehlfunktion in Senso unterminiert. Aus Admin-Sicht ist die individuelle Einstellung der DPI-Darstellung eigentlich unproblematisch, weswegen sie auch zunächst für alle angemeldeten Benutzer freigegeben war. In Zusammenhang mit dem Fehlverhalten haben wir die Option jedoch per Gruppenrichtlinie „Systemsteuerungsoption “Anzeige“ deaktivieren“ unterbunden.

Systemsteuerungsoption Anzeige deaktivieren
Systemsteuerungsoption Anzeige deaktivieren

Natürlich hätten wir auch versuchen können, Senso mit Hilfe der Kompatibitätseinstellungen darstellungstechnisch downzugraden, indem wir den Parameter „Skalierung bei hohem DPI-Wert deaktivieren“ setzen. Da Senso bei uns jedoch auf einem Netzlaufwerk installiert ist, kann diese Einstellung nicht permanent gespeichert werden. Bei Einzelplatzinstallationen könnte dies aber helfen.

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